Selbst heute spürt man noch bei Imraan Safi seine Freude und auch ein wenig Stolz, dass ihm Kolibri vor ein paar Jahren die Möglichkeit geboten hat, an klassischen Konzerten im Herkulessaal teilzunehmen.
Imraan: „Das war eine tolle Sache. So gut erinnere ich mich noch an die Klassik-Konzerte, die ich in den ersten Monaten in Deutschland mit Hilfe von Kolibri besuchen konnte.“
Er war einer der 500 unbegleiteten Geflüchteten und Schüler*innen an beruflichen Schulen, die Kolibri mit finanzieller Unterstützung unserer Förderer und Freundinnen zu den Klassikkonzerten der Neuen Philharmonie in den Herkulessaal einladen konnte. Inzwischen ist viel passiert.
Deutschkurse, Schulabschluss, Ausbildung… und seine wahre Leidenschaft
Nach seiner Ankunft in Deutschland vor sieben Jahren, lernte Imraan Safi schnell Deutsch, machte seinen Schulabschluss und nach seiner Ausbildung arbeitet er heute bei der Caritas. Aber lassen wir ihn selbst erzählen:
„Kochen, das war immer schon eine meine Leidenschaften. Zugegeben, in Afghanistan sind es weniger die Männer, die sich mit dem Kochen beschäftigen und sich damit auskennen. Es war meine Oma, die mir, als ich noch ein kleiner Junge war, einmal einen kleinen Topf gekauft hatte, nur für mich, und das war der Auftakt für meine Kochleidenschaft.
Oft stand ich in unserer Küche an ihrer Seite oder der meiner Mutter, um ihnen abzuschauen, wie sie all die leckeren Gerichte, die mir immer so gut schmeckten, am Herd mit dem offenen Feuer zubereiten. Und sie haben mich immer geduldig unterstützt und ermutigt, sie nachzukochen. So konnte ich meine Kochkünste entwickeln.
Dass ich einmal ein afghanisches Kochbuch in Deutschland veröffentlichen würde, das hätte ich mir damals nie träumen lassen. „Salam. Rezepte & Geschichten aus Afghanistan“ ist im Mai 2021 im Christian Verlag erschienen. Bis dahin aber war es ein weiter Weg.
Heimweh – und Trost durch Essen aus der Heimat mit Freunden
Ich kam 2014 von Afghanistan nach Deutschland. Meine Heimat zu verlassen, das fiel mir nicht leicht, aber ich hatte keine Wahl.
Das Heimweh war gerade in der Anfangszeit groß; ein gutes afghanisches Essen, zubereitet nach bewährtem Familienrezept, war da oft tröstlich, für mich wie auch für meine afghanischen Freunde, die ebenfalls neu in Deutschland waren. Sie kamen gerne vorbei, um gemeinsam die vertrauten Köstlichkeiten zu genießen, die ich für sie gekocht habe, und in Erinnerungen zu schwelgen.
Meine Freunde brachten mich dann auf die Idee, den Blog zusammenkochen.com zu schaffen. Viele von ihnen hatten zu Hause nicht gelernt, afghanische Gerichte zuzubereiten. Also veröffentlichte ich auf dem Blog typisch afghanische Rezepte, die sich gut mit den Zutaten aus dem deutschen Supermarkt kochen lassen, die einfach nachzukochen sind auch für die, die noch nicht so gut kochen können oder die sich nach der Schule oder der Arbeit schnell ein gutes Essen zubereiten möchten, ohne auf Tiefkühlpizza und Döner vom Imbiss zurückgreifen zu müssen.
Erfolgreicher Blog und Angebot vom Verlag
Der Blog wurde tatsächlich eine kleine Erfolgsgeschichte, und zunehmend waren es auch Nicht-Afghanen, die sich begeistert zeigten von den Rezepten zu Gerichten, die sie bestenfalls aus dem afghanischen Restaurant kannten. Und so war es perfekt, als der Christian Verlag anbot, ein Kochbuch über die afghanische Küche zu veröffentliche. Ich bin stolz auf dieses Angebot und auf das Ergebnis.
Das Buch enthält Rezepte zu den typischen, aber auch zu unbekannteren afghanischen Gerichten, die es zu entdecken lohnt. Es erzählt darüber hinaus über die Kultur des Kochens in Afghanistan, über die Art und Weise, wie die Menschen die Gärten und Felder bestellen, über das Familienleben, die nachbarschaftliche Verbundenheit, die Gastfreundschaft der Menschen, über ihre Freude an Festen, über Kultur und Traditionen, die das Leben der Menschen in Afghanistan zusammenhalten.
Auch wenn es gerade in diesen Tagen wieder einmal nicht so aussieht: Afghanistan ist mehr als Krieg und Terror. „Salam“ lädt ein zu einer Entdeckungsreise, die den Blick richtet auf die wunderbaren Seiten Afghanistans. Herzlich willkommen.“