Junge aus Afghanistan erhält Therapie gegen Angst- und Panikattacken

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Anni-Kammerlander von Refugio
Anni Kammerlander von Refugio, dem Behandlungszentrum für traumatisierte Flüchtlinge und Folteropfer

Bei einem Benefiz-Vortrag schilderte Anni Kammerlander von Refugio dem Forum den dramatischen Fall eines Geflüchteten, der aufgrund seiner schweren psychischen Belastung eine Traumatherapie erhält.

Hamid * (23) aus Afghanistan kam im September 2012 als 18jähriger nach Deutschland. Weil er unter einem erheblichen Leidensdruck stand, der sein Leben unerträglich machte, suchte er Hilfe bei Refugio, dem Beratungs- und Behandlungszentrum für Flüchtlinge und Folteropfer.  Aufgrund seiner akuten Suizidgefährdung erhielt er dort sofort eine Therapie. In den Sitzungen trat Erschütterndes zutage. Als er zwölf Jahre alt war, wurde seine Mutter beim Holzsammeln durch eine russische Mine getötet.

Sein Vater und der ältere Bruder arbeiteten im Security-Team des amerikanischen Militärs. Bei einem Überfall auf einen Transport, an dem sie beteiligt waren, wurden der Vater und ein Cousin von den Taliban erschossen.

Hamid zog mit seinem jüngeren Bruder nach Kabul, um dort auch für die Security zu arbeiten. Auch sie wurden von den Taliban überfallen, und bei einem längeren Kampf kamen neben vielen anderen auch sein Bruder ums Leben. Er selber überlebte schwer verletzt. Nach dem Umzug in eine andere Stadt erlebte er erneut Überfälle . Auch aufgrund seiner früheren Tätigkeit bei den Amerikanern wurde er von den Taliban verfolgt.

Er und sein jüngerer Bruder flohen erneut. Der Weg führte über Pakistan, Iran und die Türkei nach Griechenland. Manchmal mit einem Bus, aber meist litten sie unter langen beschwerlichen Fußmärschen, oft ohne Nahrung. In Griechenland wurde sein Bruder mehrere Monate als Geisel festgehalten, weil die Schlepper mehr Geld forderten. Sie konnten entkommen und flohen weiter nach Deutschland. Auf Lastwagen – versteckt in Kisten.

In Bayern besuchte er die Schule und fand Arbeit. Durch eine  therapeutische Behandlung kann Hamid lernen, seine  Angst- und Panikattacken in den Griff zu bekommen.

Damit Geflüchtete wie Hamid und sein Bruder, die beide extreme Gewalt erfahren haben, wieder das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit empfinden können, ist jeder von uns gefragt, sie bei uns zu integrieren. Kämpfen wir alle für eine humane Flüchtlingspolitik und für die Menschenrechte. Afghanistan ist nicht sicher, eine Abschiebung in das Land kann Lebensgefahr für sie bedeuten.

* Name geändert

Die Therapie für Hamid lässt sich nur aus Spenden finanzieren. Eine Therapiestunde kostet 39 Euro, ein Dolmetscher 30 Euro die Stunde. Die Kosten für 40 Therapiestunden incl. Dolmetscher belaufen sich somit auf 2.760 Euro.

Viele weitere dringend behandlungsbedürftige Geflüchtete stehen auf den Wartelisten. Helfen Sie mit Ihrer Spende an Kolibri. Vielen Dank!

Foto: Eleonore Peters