Ein Alltagsbericht aus der Lernbegleitung

Von Annamaria Haus, Lernbegleiterin an der GS Guldeinstraße

Anfang dieser Woche kamen mir Kinder einer zweiten Klasse in der ersten Stunde im Schulhausgang entgegen. Ich fragte ein Mädchen, wohin sie ohne ihre Lehrerin gingen. Dabei antwortete sie traurig: „Wir haben unser Tier noch nicht fertig“. Neugierig fragte ich: „Was meinst du denn damit? Welches Tier?“ Das Mädchen fing an, zu stottern und weil sie mir nicht erklären konnte welche Aufgabe sie erledigen musste, sagte sie mir: „Komm mit, ich zeige dir.“

Nach ein paar Schritten war mir klar, dass die Schülerin WG- Unterricht hatte. Wir gingen hinein in das Klassenzimmer und die WG-Lehrerin kündigte sehr freundlich den Kindern an: „Wir nähen heute weiter an unseren Schildkröten. Wer Hilfe braucht soll nach vorne kommen, wir helfen euch sehr gerne.“ Die Schülerin kam zu mir, nahm mich an die Hand und fragte: „Kannst du mir helfen? Ich kann das nicht so gut.“ „Was kannst du denn nicht so gut?“, fragte ich. Sie zeigte mir eine lange Nadel und die bunten Wollfäden, die sie ausgesucht hatte.

Wir unterhielten uns über die Sachen, die auf ihrem Tisch lagen (das Gehäuse auf der Webschablone hatte schon die ersten Wollfäden) und ich stellte dabei fest, dass das Mädchen die Wörter Nadel, Stopfnadel, Faden, Wolle, weben, Knoten überhaupt nicht kannte.

Wie soll man denn so einen schwierigen Arbeitsauftrag zu Ende bringen, wenn man den Wortschatz nicht beherrscht? Kurz darauf fingen wir mit der „harten Arbeit“ an. Begeistert fingen wir gemeinsam an, weiter zu weben und an der Filzschildkröte zu nähen (wobei ich sie immer wieder aufforderte die neuen Wörter zu wiederholen). Trotz kleiner Missgeschicke war am Ende der Stunde das Gehäuse fertig gewebt und die Filzschildkröte genäht und ausgestopft. Das Mädchen war ganz stolz auf ihre Arbeit.

Dieses Mädchen aus der zweiten Klasse ist kein Einzelfall. Viele andere Schülerinnen und Schüler brauchen tägliche Unterstützung in der Schule, um die Aufträge der Schule Schritt für Schritt in ihrem eigenen Rhythmus zu verstehen und zu meistern.

Dank der Kolibri-Unterstützung können wir täglich bei vielen Schüler*innen an der Grundschule Guldeinstraße individuell auf ihre Lernlücken eingehen!

Die Stimme einer Schülerin

Brief von einer Schülerin an das Hausaufgabenteam

Das Mädchen besucht die 4. Klasse und war sehr glücklich, dass sie kurz vor dem Lockdown im Dezember noch in die Hausaufgaben-gruppe (in die Einzelförderung) aufgenommen werden konnte. Bei den Online-Stunden von Januar bis März war sie täglich dabei und profitierte sehr vom regelmäßigen Austausch. Und danach war sie auch stets dabei. Der obige Brief des Mädchens ist gleichzeitig ein Dankeschön an Kolibri!