Spannende Geschichtsstunde
Die renommierte Autorin und Übersetzerin Friederike Hausmann bot den Zuhörern im dicht besetzten kleinen Saal der Seidlvilla eine Geschichtsstunde, wie man sie sich nicht besser hätte wünschen können.
Spannend erzählte sie aus ihrem hoch gelobten Buch „Glanz und Gewalt“ über die Papst-Tochter Lucrezia Borgia und die Renaissance, die hier einmal nicht nur durch ihre hohe Kunst und Kultur strahlt. Friederike Hausmann schafft es, fünfhundert Jahre nach dem Ableben von Lucrezia Borgia deren über die Jahrhunderte schwarzgemaltes und Ruf mordendes Bild aufzuhellen.
Renate Bürner von Kolibri moderierte und die Schauspielerin Diana Marie Müller las Passagen aus dem Buch vor.
Dass Kardinäle und Päpste zu jener Zeit eigene Kinder hatten, ist hinreichend bekannt, auch dass sie diese „zwangsverheirateten“, wie man heute sagen würde. Lucrezia Borgia wurde von ihrem Vater Papst Alexander VI. bereits mit dreizehn Jahren zum ersten Mal verheiratet und dann noch zwei weitere Male.
Woher kam der schlechte Ruf von Lucrezia Borgia, der sich über Jahrhunderte so beharrlich hielt? Verantwortlich dafür ist vor allem die politisch sehr umstrittene Rolle ihres Vaters als Herr des Kirchenstaates, der Lucrezia, aber auch ihre Brüder Cesare und Juan wie Spielsteine auf dem Feld der Politik einsetzte. Als Lucrezias erster Ehemann Giovanni Sforza nicht mehr in sein politisches Kalkül passte, ließ er die Ehe wegen Impotenz Giovannis scheiden. Der Gekränkte rächte sich mit dem Vorwurf des Inzests in der päpstlichen Familie und setzte damit einen Verdacht in die Welt, der das Bild Lucrezias bis heute prägt.
Üble Machtspiele wurden zu Sex & Crime-Geschichten, die wir uns selbst heute in der Zeit der „Me too“-Debatten kaum vorstellen können. Und letztlich waren und sind sie eine willkommene Grundlage für weitere Schauergeschichten, denn Gegenbeweise können nicht erbracht werden.
Dass Lucrezia Borgia, eine schöne und kluge Frau, schließlich ein Leben führen konnte, das ihren Fähigkeiten Raum gab, gelang ihr erst in ihrer dritten Ehe mit Alfonso I. D’Este, dem späteren Herzog von Ferrara. Am Hof von Ferrara kam sie mit berühmten Künstlern, Schriftstellern und Gelehrten zusammen und erwies sich als umsichtige und hoch verehrte Fürstin.
Nach dieser Lesung wollte man schnell nach dem Buch greifen, um diese ungeheure Geschichte der Lucrezia Borgia in Gänze erfahren zu können.
Vielen Dank an Friederike Hausmann!
Danke auch an Diana Marie Müller, die Passagen aus dem Buch las und an Renate Bürner von Kolibri für die Moderation!
Mit dem Erlös von Veranstaltungen wie dieser und Ihren zusätzlichen Spenden fördert Kolibri Hilfeprojekte für Geflüchtete und Migranten. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Text und Fotos: Eleonore Peters, Kolibri