Benefiz-Lesung mit Autorin Lea Singer im Neuhauser Trafo

Erlöse zugunsten Refugio für eine ukrainisch-sprachige Psychologin

Rund 70 Zuschauer*innen folgten der Einladung der Kolibri Interkulturellen Stiftung am 7. April 2022 und fanden sich im Saal des „Neuhauser Trafo“ ein. Mit Spannung erwartete das Publikum die Benefizveranstaltung mit der Autorin Lea Singer, die aus ihrem neuesten Roman „La Fenice“ las und viel zu den Hintergründen und der Entstehungsgeschichte des Buches erzählte.

Erlöse der Benezfizveranstaltung für traumatisierte Kinder aus der Ukraine

Yolanda Schwager

Herzlich willkommen geheißen wurde das Publikum zunächst von Yolanda Schwager von Kolibri. Sie gab bekannt, dass aus aktuellem Anlass die Erlöse und Spenden aus der Benefizveranstaltung mit Lea Singer an Refugio München gehen. Der Verein hat aufgrund der hohen Zahl von Ankommenden aus der Ukraine kurzfristig eine zusätzliche Stelle mit einer ukrainisch-sprachigen Psychologin geschaffen. So soll vor allem traumatisierten Kindern schnell geholfen werden.

Spannende Parallelen zu unserer Gegenwart in Singers historischem Roman

Danach übernahm die bestens vorbereitete Dr. Renate Bürner-Kotzam vom Kolibri-Team das Gespräch mit Lea Singer. Unter diesem Pseudonym hat die studierte Kulturhistorikerin Eva Gesine Bauer bereits zahlreiche kultur-historisch bedeutende Bücher veröffentlicht. Was hierbei besonders auffällt, egal ob Sachbuch oder Roman, ist die stets sehr exakte Recherche von Lea Singer.

Lea Singer, Renate Bürner

Ihr neuestes Werk „La Fenice“, das im Herbst 2020 erschien, spielt im Venedig des 16. Jahrhunderts. Vor dem Hintergrund der Schönheit, aber auch der Abgründe dieser Stadt, erzählt der Roman die historisch verbürgte Geschichte der 16-jährigen Kurtisane Angela del Moro. Und so erläuterte Singer zunächst die damaligen professionellen Anforderungen an eine Kurtisane und was dies für ihre Romanheldin bedeutete. Singer erzählt vom gesellschaftlichen Fall Angelas, nachdem ein von ihr abgewiesener Kunde eine Massenvergewaltigung an ihr organisiert. Sie zog hier überzeugende Parallelen zu unserer Gegenwart, in der vor allem in Social Media-Kanälen gesellschaftliches Mobbing heute mit erschreckend ähnlichen Mechanismen passiert.

In der ersten Leseprobe aus ihrem Roman entführte Singer das Publikum eindrucksvoll in die Vorstellung ihrer Hauptfigur Angela und in das Venedig des 16. Jahrhunderts. Die Ich-Erzählerin Angela blickt dabei sieben Jahre zurück auf die Zeit ihres gesellschaftlichen Falls und lässt den Leser so gleichzeitig wissen, dass die Hauptfigur sich erfolgreich einen Wiederaufstieg erkämpft hat. Denn im zweiten Teil ist Angela schließlich Modell für die „Venus von Urbino“ und andere berühmte Gemälde des Malers Tizian und berichtet von ihren Begegnungen mit dem Künstler. Dieser Erzählbogen von Angelas Fall und Wideraufstieg erklärt auch den Buchtitel „La Fenice“, was auf Italienisch „Phönix“ bedeutet.

Darüber hinaus bekam das Publikum durch die spannenden, präzise vorbereiteten Fragen von Bürner-Kotzam und die ausführlichen, offenen Antworten der Autorin einen wunderbaren Eindruck, wie Singers Roman entstand. Insbesondere waren hier ihre intensiven Recherchen die Basis für die historischen Beschreibungen des damaligen Venedigs, der Kleidung oder Räume und natürlich vor allem ihrer tatsächlich historisch belegten Romanfiguren. Außerdem führte Singer höchst anschaulich aus, wie sie es durch eine moderne Sprache und den Bezug zu aktuellen Themen wie Freiheit oder Mobbing schafft, dass ihr eigentlich historischer Roman immer wieder einen überzeugenden Bogen zur Gegenwart der Leser*innen bekommt.

Begeistertes Publikum und Ansturm auf Büchertisch

So war es auch nicht verwunderlich, dass das Publikum Lea Singer am Ende der Veranstaltung mit langem Applaus belohnte. Auch der Büchertisch mit allen Werken der Münchner Autorin sowie der Möglichkeit zu Autogrammen wurde im Anschluss zahlreich in Beschlag genommen.

Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bei Lea Singer bedanken, die unserer Einladung gerne gefolgt ist und mit diesem gelungenen Abend Kolibri so großzügig unterstützt hat.

Lea Singer, Autorin, mit Blumen nach Benefizlesung