Vertraute Gesichter vom Syrischen Friedenschor und dessen Leiter Ahmad Abbas in der Nazarath-Kirche der Immanuel-Nazareth-Gemeinde in Bogenhausen. Die jungen Syrer treten unermüdlich für Frieden und Freiheit auf. Alle haben furchtbarste Schrecken, Terror und Entbehrungen im syrischen Krieg – teilweise mit schweren Verletzungen – überlebt, und beweisen nun schon seit einigen Jahren, dass man mit Mut, Fleiß und Ausdauer ein Leben in einem für sie fremden Land wie Deutschland erfolgreich meistern kann.
Die Lieder erzählen von ihrem Leben in ihrer Heimat, aber auch von ihrer Flucht und dem Beginn eines neues Lebens danach. Sie sind meist in arabischer Sprache und werden von einem Chormitglied vor jeder musikalischen Darbietung in deutscher Sprache verlesen.
Wie gut passte zu diesem Auftritt die Lesung des syrischen Physiotherapeuten und Autors Faisal Hamdo, der sein brandaktuelles Buch „Fern von Aleppo“ vorstellte. Im Gespräch mit Jutta Höcht-Stöhr, der Leiterin der Ev. Stadtakademie, berichtete er nicht nur über seine schrecklichen Erlebnisse mit schwerst zugerichteten Kriegsverletzten, die er in der Klinik behandelte, sondern er schilderte auch – in höchst amüsanter Weise – seine Begegnungen mit den Deutschen und der deutschen Kultur. Und das in einem fast fehlerfreien Deutsch mit gehobener Wortwahl. Allein dafür gebührt ihm hoher Respekt, denn das hat er in nur vier Jahren in Deutschland geschafft.
Für viel Heiterkeit sorgten Hamdos augenzwinkernde Betrachtungen der Deutschen. Und er versöhnt uns mit uns selber, wenn er sagt, die Deutschen besitzen Humor. In Syrien kolportierte man, die Deutschen seien immer so ernst.
In Hamburg arbeitet Faisal Hamdo als Physiotherapeut am Universitätsklinikum Eppendorf. In der Stadt wundert er sich nicht selten darüber, dass alte Menschen alleine leben, aber Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern wie mit Menschen sprechen. Auch über das Erlernen der deutschen Sprache, für das ein Leben gar nicht ausreiche, wie er meint, hatte Hamdo Belustigendes zu erzählen. Sein Lieblingsfall in der Grammatik scheint der Genitiv zu sein, den er perfekt beherrscht, obwohl ihm der wie die anderen Fälle äußerst suspekt erscheint.
Und es gab noch einen Dritten im Bunde, der seine Kunst zeigte. Der heute 19jährige Mohammad B. Eldae aus Syrien, der die Flucht über das Mittelmeer fast nicht überlebte, drückt seine traumatischen Erlebnisse in beeindruckenden Bildern aus, denen er den Namen „Traum vom Frieden“ verlieh.
Der Abend wurde von Kolibri in Zusammenarbeit mit der Ev. Stadtakademie veranstaltet. Der Erlös ging an den Syrischen Friedenschor, damit dieser weiterhin über die Musik die Erfahrungen seiner jungen Mitglieder zu Krieg, Flucht und Neubeginn in einem fremden Land erzählen kann. Durch seine Auftritte leistet der Chor ganz nebenbei auch noch viel für einen Austausch zwischen Syrern und Deutschen. So funktioniert Integration.
Der Abend fand im Rahmen des sog. Nazareth-Projekts statt. Pfarrer Markus Rhinow, einer der Kuratoren des Projekts, beschrieb anschaulich dessen Anliegen, und bald wurde deutlich , wie offen und aufgeschlossen diese evangelische Kirchengemeinde ist. Denn hier geht es um die Förderung des Dialogs zwischen den Kulturen, Religionen, verschiedener Bevölkerungsgruppen und über Generationen hinweg.
Damit Integrationsarbeit wie die mit dem Syrischen Chor gelingen kann, benötigt Kolibri Ihre Spende.
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Text und Fotos: Eleonore Peters, Kolibri