Wie ein Projekt des Vereins „Freundschaft zwischen Ausländern und Deutschen“ (Viertelpunkt) zur Völkerverständigung beiträgt
Klack, klack, Klack – fast rhythmisch klingt der Takt der Gemüsemesser, während Zwiebeln, Karotten und Kartoffeln auf den Gemüsebrettchen zerteilt werden. „Wie machst du das?“ fragt eine Frau ihre Nachbarin und schielt zu ihr hinüber. Hilfsbereit erteilt die Frau mit türkischem Hintergrund ihr praktischen Rat: „Am besten hältst du das Messer so..“. Im Hintergrund zischt das Öl in der Pfanne, am Nebentisch werden Teller gestapelt – die Stimmung unter den 19 Frauen und dem einen Mann, die sich an diesem Samstagnachmittag im Giesinger Nachbarschaftstreff eingefunden haben, ist entspannt aber konzentriert.
Wenige Tage vor Beginn des muslimischen Fastenmonats, der in diesem Jahr am 1. März begann, hat Kathrin Neumann zu einer neuen Folge von Kochen und Erzählen eingeladen. Diesmal lautet das Thema „Ramadan in Tunesien“; gekocht und eingeübt werden vier Gerichte, die in dem nordafrikanischen Land traditionell nach Sonnenuntergang beim Fastenbrechen verspeist werden.
Neumann arbeitet für den Verein „Freundschaft zwischen Ausländern und Deutschen“, eine der vier Gründungsorganisationen der Interkulturellen Stiftung Kolibri. Das Projekt Kochen und Erzählen, das es schon seit mehr als zehn Jahren gibt, wird von der Stiftung mitfinanziert. Vier bis fünf Mal im Jahr finden die Kochkurse plus Vorträge statt und immer ist das Format gleich: eine Köchin hilft bei der Zubereitung der unbekannten Rezepte, parallel dazu erfahren die Teilnehmerinnen von einer Referentin Wissenswertes über Kultur und Gesellschaft eines fremden Landes. So beginnt eine kulinarische und intellektuelle Reise um die Welt: heute geht es nach Tunesien, demnächst nach Eritrea, im Juni nach Syrien und in der Vergangenheit stand auch schon Afghanistan auf dem Programm.
Dabei ist das Kochen eigentlich Nebensache. „Das gemeinsame Tun ist der Schlüssel für gemeinsame Themen, so kommt man ins Gespräch“, erläutert Neumann. Denn das Ziel dieses sogenannten niedrigschwelligen“ Angebots, das keinerlei besondere Fähigkeiten oder Qualifikationen erfordert, ist die Kommunikation. Menschen kennenzulernen, sich zu unterhalten und auf diese Weise zu erfahren, dass unterschiedliche Hautfarben, andere Sprachen, Bräuche oder Kleidungsstile kein Hindernis für zwischenmenschliche Kontakte sein müssen, ist auf diese Weise ganz unkompliziert möglich.
In Giesing machen die Teilnehmerinnen von Kochen und Erzählen jetzt Pause und stärken sich beim Kaffee mit „Ghraiba homs“, einem bröseligen Gebäck aus Kichererbsenmehl. Referentin Zina Boughrara spricht über die Bedeutung und die Regeln von Ramadan. Man erfährt unter anderem, dass Ramadan, der neunte Monat im Mondjahr ist und „heißer Monat“ bedeutet. Dass sich Muslime gegenseitig mit „Ramadan Mubarak“ begrüßen, übersetzt heißt das „gesegneter Ramadan“. Und – wer hätte das gedacht – dass es Schokoladenkalender mit 30 Türchen für Kinder gibt, die ihnen den Countdown zum Ende der Fastenzeit versüßen. Eine Art Adventskalender also, nur umgekehrt.
Nach dem Vortrag geht es mit dem Kochen weiter. Dann wird gegessen, geredet und gemeinsam aufgeräumt. (Siehe auch unten bei den Veranstaltungen der Vereine).
Yvonne Esterházy, Interkulturelle Stiftung Kolibri