
Schon Wochen vorher ausverkauft, mit einer langen Warteliste – die Kolibri-Benefizveranstaltung WIR SIND HIER – Geschichten über das Ankommen in der Pasinger Fabrik zeigte eindrucksvoll, wie groß das Interesse an einem Abend ist, der Musik und Literatur miteinander verbindet. Und die Besucher*innen wurden nicht enttäuscht: Ein bewegendes Zusammenspiel aus Jazzklängen und tiefgründigen Texten über das Ankommen in einer neuen Heimat fesselte das Publikum und sorgte für einen intensiven, nachdenklichen und zugleich hoffnungsvollen Abend.
Musik und persönliche Geschichten – Ein roter Faden des Ankommens

Die Begrüßung durch Ingrid Scheffler, ehrenamtliche Mitarbeiterin bei Kolibri und Fotografin, setzte den Ton: Das dreifache „Ankommen“ von Shuteen Erdenebaatar – in Deutschland, in der Musik und im Jazz – wurde zum roten Faden des Abends. Die preisgekrönte mongolische Pianistin brachte nicht nur ihr virtuoses Jazz-Piano-Spiel auf die Bühne, sondern auch ihre persönliche Geschichte des Ankommens, die sich in ihren Eigenkompositionen widerspiegelte. Besonders berührend war ihr Stück, in dem sie die Sehnsucht nach den Bergen ihrer Heimatstadt Ulaanbaatar ausdrückte – eine Sehnsucht, die in München, mit der Nähe zu den Alpen, ein kleines Echo fand. Dass sie sich inzwischen „angekommen“ fühlt, unterstrich sie mit einem herzlichen Bekenntnis zu ihrer Liebe für Brezn.
Neben der Musik standen die Geschichten über das Ankommen im Mittelpunkt. Die Texte aus der Anthologie WIR SIND HIER, 2018 herausgegeben von Katja Huber, Silke Kleemann und Fridolin Schley, gaben Einblicke in die Erfahrungen geflüchteter Künstler*innen. Katja Huber und Denijen Pauljević, selbst mit eigener Migrationsgeschichte, verliehen den Geschichten mit eindrucksvollem Vortrag eine ganz besondere Tiefe. Die Texte waren von bedrückender Aktualität, erzählten von Hoffnung und Herausforderungen und ließen das Publikum spürbar nachdenklich zurück. Ein bemerkenswerter Aspekt war, dass Katja Huber sich vor der Lesung nochmals mit den Autor*innen in Verbindung setzte, um zu erfahren, wie es ihnen heute geht – eine Geste, die dem Abend eine zusätzliche emotionale Dimension verlieh.
Ein Zeichen für Offenheit, Vielfalt und interkulturellen Austausch
Doch neben den ernsten Tönen gab es auch Momente der Leichtigkeit und der Verbundenheit. Besonders zum Ende des Abends, als Shuteen spontan eine musikalische Untermalung zu einem von Katja Huber und Denijen Pauljević im Wechsel gelesenen Gedicht improvisierte. Diese unerwartete Harmonie zwischen Wort und Klang rundete den Abend auf magische Weise ab und hinterließ ein Gefühl der Gemeinschaft und des Verständnisses.
Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, wie bereichernd der interkulturelle Austausch sein kann. In einer Zeit, in der Geflüchtete und Migrant*innen immer stärker politischen Herausforderungen ausgesetzt sind, setzte dieser Abend ein Zeichen für Offenheit, Demokratie und kulturelle Vielfalt. Ein unvergesslicher Abend, der bewies, dass Musik und Geschichten Brücken bauen und Herzen öffnen können. Dafür danken wir Shuteen Erdenebaatar, Katja Huber und Deijen Pauljević sowie der Pasinger Fabrik für die großartige Unterstützung.