Ein unermüdlicher Kämpfer gegen Rechts, Antisemitismus und Rassismus
Der Vortragsabend für Kolibri begann launig und brachte die große Zuhörermenge im Saal der Erlöserkirche zum Lachen, als Prof. Benz auf das schöne Wetter verwies und den Besuchern den Rat gab, großzügig für Kolibri zu spenden, sein Buch zu kaufen und dann in den Biergarten zu gehen.
Natürlich blieben alle Besucher da und lauschten dem großen Historiker, der manch Erhellendes zum Widerstand gegen Hitler vortrug. Den meisten politisch Interessierten sind Namen des Widerstands wie die Weiße Rose, Georg Elser oder Graf Stauffenberg bekannt, aber die „Rote Kapelle“?
Den Namen „Rote Kapelle“ hatte sich die Gruppe von Widerstandskämpfern gegen Hitler nicht selber verliehen. Der Name stammt u.a. von der Gestapo, die die Gruppe beim Morsen abgehört hatte. (Vom Geheimdienst wurden morsende Funker „Pianisten“ genannt und so konstruierten Hitlers Schergen daraus die „Rote Kapelle“). Rund 150 Widerstandskämpfer unterschiedlicher Herkunft hatten sich ab 1933 zusammengefunden. Wissenschaftler und Intellektuelle, aber auch Arbeiter und Beamte, um mit Flugblättern über das Terrorregime aufzuklären, verfolgte Nazigegner zu unterstützen und bedrohten Juden versteckte Unterkünfte zu beschaffen. Aber vor allem waren dem NS-Regime die von der „Roten Kapelle“ entworfenen Konzepte zur Neuordnung Deutschlands und Europas für die Zeit nach dem Untergang des “ tausendjährigen Reiches“ ein Dorn im Auge.
Prof. Benz zeigte sich besonders verärgert darüber, dass die Widerstandskämpfer der sog. „Roten Kapelle“ auch noch lange nach dem Krieg als Spione der Sowjetunion und als Landesverräter diffamiert wurden. Selbst Historiker seien diesem Ruf aufgesessen. Alle Mitglieder dieser Gruppe wurden zu Tode gefoltert, hingerichtet oder nahmen sich im Foltergefängnis das Leben.
Wolfgang Benz mahnt alle, in den heutigen Tagen den Rechtsruck kritisch zu betrachten und auch hier Widerstand zu leisten. Rechtspopulistische Parolen dürfen keine mediale Plattform erhalten.
Auch unberechtigter Angstmacherei vor Geflüchteten darf kein Gehör verliehen werden.
So hat sich Menschlichkeit gewandelt: Pfarrer einer Kirchengemeinde, die heute Geflüchteten, denen hier das Asylrecht verweiget wird, Kirchenasyl gewähren, kommen vor Gericht. Sich dagegen zu wehren, ist ebenfalls Widerstand. Zivile Seenothelfer, die Geflüchtete aus dem Mittelmeer vor dem Ertrinken retten, werden bestraft. Leisten wir alle Widerstand!
Kolibri erhält vom Historiker Benz ein großes Lob für seine Willkommenskultur.
Danke, Wolfgang Benz, für Ihre klaren, aufrüttelnden Worte!
Alles über „Größe und Scheitern der Opposition gegen Hitler“ finden Sie in Wolfgang Benz‘ Buch „Im Widerstand“.
Mit dem Erlös von Veranstaltungen wie dieser und Ihren zusätzlichen Spenden fördert Kolibri Hilfeprojekte für Geflüchtete und Migranten. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Text und Fotos: Eleonore Peters, Kolibri