Trau Dich deutsch zu sprechen!

Grafik - Deutsch für Neubürger

Im Deutschkurs kaum Zeit zum Sprechen

„Wir haben so viel Lernstoff – Verben, Grammatik und Übungen – zu bewältigen! Uns bleibt kaum Zeit, dass die TeilnehmerInnen des Kurses zum Sprechen kommen und das Erlernte trainieren können.“ So oder ähnlich äußerten sich viele Kolleginnen und Kollegen, die Deutschkurse organisierten oder selbst leiteten.

Das Projekt „ViertelPunkt“

Das war der Anstoß für mich zu überlegen, was ich im Rahmen meiner Tätigkeit beim Projekt „ViertelPunkt“ (ehemals: „Die Nachbarschaftshilfe – deutsche und ausländische Familien“) anbieten könnte. So entstand die Idee zu einem Konversationskreis. Es sollte ein sehr niederschwelliges Angebot werden – ein Kreis, in welchem Frauen und Männer aus verschiedenen Herkunftsländern motiviert wurden, deutsch zu sprechen und die erworbenen Sprachkenntnisse anzuwenden und zu üben.

Es bedurfte nur weniger Werbung und es meldeten sich KollegInnen und InteressentInnen bei mir.

Grafik - Deutsch für NeubürgerIn einem Raum der Evang. Kirchengemeinde St. Matthäus startete im Frühjahr 2012 der Konversationskreis „Trau Dich deutsch zu sprechen!“.

Im Lauf der Jahre nahmen bislang Menschen teil, die aus Ägypten, Afghanistan, Brasilien, China, Ghana, Indien, Iran, Irak, Japan, Peru, Somalia, Syrien, der Türkei, Ungarn, der Ukraine und den USA stammten. Zeitweise war die Gruppe gemischt. Seit ca. 3 Jahren ist es eine Frauengruppe.

Bei allen TeilnehmerInnen wurde sehr schnell deutlich, dass sie große Scheu vor dem Sprechen hatten, Angst, Fehler zu machen und sich zu blamieren. Mir hingegen wurde im Lauf der Zeit immer bewusster, wie schwierig die deutsche Sprache ist, wenn man sie nicht als Muttersprache erlernt.

Mir ist wichtig, eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen, damit die TeilnehmerInnen sich wohlfühlen. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt auf 6 – 7 Personen, damit alle möglichst viel sprechen können oder müssen. Wir sprechen über verschiedene Themen oder aktuelle Ereignisse, lesen Zeitungsartikel und bearbeiten diese oder machen auch Übungen zur Grammatik. Ebenso unterhalten wir uns über die Herkunftsländer, Kultur, Feste und Feiertage, Soziales und Alltägliches.

Sprachkenntnisse

Voraussetzung für die Teilnahme: B1- aber mindestens A2-Sprachniveau, damit sie sich ausdrücken und den Gesprächen folgen können. Neue InteressentInnen lade ich zu einem „Schnupper-Termin“ ein. So können sie mich und die Gruppe, sowie unser Angebot kennenlernen und dann entscheiden, ob sie weiter teilnehmen möchten.

Im Lauf der Zeit ist bei manchen Mitgliedern großes Vertrauen entstanden und sie sprechen auch private Dinge an. Zwischen einzelnen Teilnehmerinnen haben sich sogar Freundschaften entwickelt – unabhängig von ihrer kulturellen Herkunft.

Bassima, eine Teilnehmerin, die seit 9 Jahren in Deutschland lebt und seit 7 Jahren am Konversationskreis teilnimmt, antwortete auf meine Fragen:

„Ich spreche nur hier in der Gruppe regelmäßig deutsch, ich habe kaum Kontakt zu Deutschen. Mir ist sehr wichtig, dass ich viel erzählen und sprechen kann und meine Sätze korrigiert werden, dass wir auch lesen, Grammatik und Übungen machen. Vor Corona habe ich mehrere Kreise besucht und auch in der Kirche mitgearbeitet. Wenn ich längere Zeit nicht deutsch spreche, vergesse ich viel.“

Bericht von Christa Liebscher, Leiterin des Kreises

Wer nähere Informationen zum Konversationskreis bekommen möchte, kann sich an „ViertelPunkt!“ wenden:
Tel. 089/53 71 02 oder 53 66 67